Nachhaltig, fair, respektvoll, achtsam, ökologisch, ethisch, verantwortungsvoll reisen – Was bedeutet das überhaupt?
Reicht es, seine Emissionen zu kompensieren? Oder musst du komplett aufs Reisen verzichten?
In diesem Artikel zeige ich dir, warum es so kompliziert ist, verantwortungsvoll zu reisen. Und wie viel du trotzdem tun kannst.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Was bedeutet verantwortungsvoll reisen?
- 2. Verschiedene Bezeichnungen, verschiedene Möglichkeiten
- 3. Welche Dimensionen hat das verantwortungsvolle Reisen?
- 4. Wer außer mir selbst trägt noch Verantwortung?
1. Was bedeutet verantwortungsvoll reisen?
So viel steht fest: Verantwortungsvolles Reisen wird zwar oft noch als Nische oder nettes Add-On im Tourismus betrachtet. Es ist jedoch viel mehr als das:
Das Privileg, reisen zu können, haben nicht viele Menschen auf der Welt. Diese Freiheit kommt mit einer gewissen Verantwortung. Diese darf sich im Verhalten der Reisenden widerspiegeln.
Denn eine Reise ist keine Einbahnstraße. Meine ganz individuelle Bewegung über den Erdball berührt viele Menschenleben. Es ist eine reziproke Angelegenheit. Denn Menschen können davon profitieren, dass ich dieses Privileg nutze, oder aber darunter leiden.
Wenn ich so verantwortungsvoll reise wie möglich, überwiegen im Idealfall die Vorteile für alle Beteiligten. Das äußert sich an meinem eigenen Verhalten und dessen Folgen für alle Betroffenen. Dazu gehören die Menschen im bereisten Land, aber auch die Umwelt.
2. Verschiedene Bezeichnungen, verschiedene Möglichkeiten
Die Liste an Stempeln oder Labels, die es so auf dem Markt gibt, habe ich oben schon genannt habe. Hier möchte ich sie ein wenig erläutern. Manches wird zertifiziert und ist geschützt, aber vieles nicht. Darum ist es wichtig, bei Anbieter*innen genau hinzuschauen: Welches Label wird verwendet und wie äußert sich das im tatsächlichen Reiseerlebnis?
Es gibt also viele Bezeichnungen, die alle in eine ähnliche Richtung gehen. Das heißt ja auch, dass sich inzwischen viele Menschen mit dem Thema auseinandersetzen. Vor allem wird daran gearbeitet, Reisemenschen viele Möglichkeiten anzubieten, um verantwortungsvoll zu reisen. Welche Bezeichnung wir am Ende wählen, ist eigentlich nicht so wichtig. Viel wichtiger ist, was wir konkret bei unserer Reise davon umsetzen.
Nachhaltigkeit hat im klassischen Sinne drei Dimensionen: die ökologische, die ökonomische und die soziale Dimension. Nachhaltiges Reisen bedeutet also Rücksicht zu nehmen auf diese Dimensionen. Damit bleibt genügend Raum und Zeit für Regeneration und auch für kommende Generationen ist eine ähnliche Reise möglich.
1. Fair reisen
zielt auf den Gerechtigkeitsgedanken ab. So sollen die Vorteile, die sich aus der Reise einer bestimmten Person ergeben, gleichmäßig an alle Beteiligten verteilt werden. Das bedeutet also eine angemessene Bezahlung. Aber auch gleicher Zugang zum Tourismus oder gleichbleibender Schutz von ökologischen Ressourcen sind Themen.
2. Respektvoll reisen
bezieht sich hauptsächlich auf das Verhalten der Reisenden den Menschen und der Umgebung gegenüber, dort wo sie unterwegs sind. Dieses Verhalten sollte angemessen sein. Dies erfordert eine gewisse Sensibilität gegenüber der Kultur und den Gegebenheiten vor Ort.
3. Achtsam reisen
hat viel mit der Aufmerksamkeit des Reisemenschen zu tun. Hier geht es darum, die Sinneseindrücke und Erlebnisse an dem bereisten Ort bewusst wahrzunehmen, ohne viel zu bewerten. Beziehungsweise macht man sich auch die eigenen Bewertungen wieder bewusst.
4. Ökologisch reisen
bedeutet, auf die Natur Rücksicht zu nehmen. Das geht zum Beispiel in zertifizierten Bio-Unterkünften mit dem Schwerpunkt Naturschutz. Aber auch große Metropolen und Hotels finden dafür immer öfter innovative Lösungen.
5. Ethisch reisen
achtet darauf, was im moralischen und gesellschaftlichen Sinne „gut“ ist. Die Reise soll umwelt- und sozialverträglich sein. Idealerweise sind die Auswirkungen positiv für alle Beteiligten.
6. Anders reisen
wird gerne als Begriff genutzt für individuell geplante und umgesetzte Reisen. Sie sind nicht im großen Stil buchbar und beinhalten entsprechend kleine Nischen und außergewöhnliche, jedoch nachhaltige Erlebnisse.
7. Langsam reisen
überschneidet sich mit dem ökologischen Reisen und fällt unter den sanften Tourismus. Hier geht es um Naturschutz und Naturerlebnisse. Die Geschwindigkeit bezieht sich nicht nur auf die An- und Abreise sowie das Reisetempo allgemein. Auch Entspannung und Achtsamkeit erhoffen sich die Reisenden davon.
8. Verantwortungsvoll reisen
schließlich ist der Begriff, den ich gerne verwende. Für mich bedeutet das die praktische Umsetzung da, wo ich direkten Zugang habe. Welche Dimensionen das einnehmen kann und welche Möglichkeiten es konkret gibt, beschreibe ich als nächstes.
3. Welche Dimensionen hat das verantwortungsvolle Reisen?
Verantwortungsvoll reisen kann auf vielen Ebenen stattfinden. Da sind zunächst einmal die klassischen Dimensionen der Nachhaltigkeit: ökologisch, ökonomisch und sozial. Ich möchte sie noch um die Dimension des Bewusstseins erweitern, weil wir als Reisemenschen dort auch sehr viel profitieren. Entsprechend gilt es, auch auf der Ebene der Selbstfindung oder der Persönlichkeit, Verantwortung zu übernehmen.
Hier sind ein paar Tipps und Ideen, wie so etwas aussehen könnte:
1. Ökologisch verantwortungsvoll reisen
- Müll vermeiden (Trinkwasser selbst auffüllen)
- weniger fliegen
- Emissionen kompensieren
- öffentliche Transportmittel
- Wasser sparen (auf Pool und Gartenanlagen verzichten)
- Strom sparen (auf Klimaanlage verzichten)
- auf Nachhaltigkeitszertifikate achten
2. Ökonomisch verantwortungsvoll reisen
- in lokal geführten Unterkünften wohnen
- große Buchungsplattformen meiden
- Souvenirs bei Hersteller*innen kaufen
- Trinkgeld geben, wenn üblich
- auf allzu knauserisches Handeln verzichten
- lokale Guides und Fahrer*innen buchen
- Projekte vor Ort unterstützen
3. Respektvoll und sozial verantwortungsvoll reisen
- Sprache lernen
- über Religion, Kultur, Geschichte informieren
- nach der Reise in Kontakt bleiben
- weniger planen, sich stattdessen treiben lassen und auch mal nach dem Weg fragen
- länger an einem Ort bleiben
- bei Gastfamilien unterkommen
- Projekt vor Ort nach der Reise mit Spenden unterstützen
4. Achtsam und bewusst reisen
- eigene Vorurteile und Privilegien bewusst machen
- sich über eigene Erwartungen klar werden
- sensibel und reflektiert fotografieren, berichten und posten
- über globale Zusammenhänge lernen
- Bücher, Filme und Musik von Menschen vor Ort
- im Vorfeld mit Menschen aus dem Reiseland in Kontakt kommen
- Umgang mit Armut im Voraus reflektieren
Du merkst, dass sich einige Punkte überschneiden. Das ist gut so und soll so sein, denn so können wir als Reisemenschen gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen.
Wenn du dich vor der Reise bereits mit Menschen deines Reiselandes austauschst, kommt das zum Beispiel nicht nur deiner Achtsamkeit zugute. Deine Reise wird durch dein so erworbenes Wissen auch respektvoller auf sozialer Ebene.
Eine kleine, lokal geführte und vor Ort gefundene Unterkunft trägt zur lokalen Wirtschaft bei. Sie ist aber vielleicht auch ökologischer als eine im Voraus über eine große Plattform gebuchte Hotelanlage.
Es gibt natürlich noch viel mehr Möglichkeiten! Ich bin gespannt, welche dir noch einfallen. Schreib gerne einen Kommentar.
Diese Liste soll jedoch nicht überfordern. Im Gegenteil. Du kannst sie hier als Bingo herunterladen und immer abhaken, wenn du etwas umgesetzt hast. So kannst du spielerisch verantwortungsvoll reisen.
4. Wer außer mir selbst trägt noch Verantwortung?
Wichtig zu wissen ist hier auch noch, dass nicht nur wir als Reisende oder Menschen vor Ort, die direkt vom Tourismus betroffen sind, handeln können oder sogar müssen.
Politik, Wirtschaft und gesellschaftliche Institutionen spielen ebenfalls eine große Rolle. Schließlich ist auch der Tourismus in globale Dynamiken eingebunden.
Natürlich ist es wichtig, dass wir auf unseren ökologischen Fußabdruck achten. Ebenso wichtig ist jedoch, dass die Flugindustrie entsprechende Maßnahmen ergreift und die Politik in eine entsprechende Richtung steuert. Akteur*innen auf diesen Ebenen müssen ebenfalls in die Verantwortung gezogen werden. (Nur als kleine Erinnerung, falls es mal wieder viel zu überfordernd wird.)
Du siehst, es gibt oft mehr Möglichkeiten, dass wir verantwortungsvoll reisen können, als wir uns manchmal vorstellen. Welche setzt du als nächstes um? Lass es mich in den Kommentaren gerne wissen.
[…] kannst du zumindest darauf achten, dass deine Neuanschaffung auch auf Reisen oder in deiner neuen Heimat nützlich […]
[…] mit der Mediatorin Alina. Sie geht zusätzlich auch auf das Konfliktpotenzial ein, dass eine andere Kultur so mit sich […]
[…] in meine persönliche Verantwortung und eine besondere Achtsamkeit verwandelt. Heute reise ich verantwortungsvoll und respektvoll. So wurde über Kurz oder Lang auch das Achtsam Reisen Festival […]