Was du noch vor der Reise tun kannst, um Konflikten mit deiner Reisebegleitung vorzubeugen
Du hast deinen Travel Buddy gefunden. Jetzt geht es darum, die Reise vorzubereiten. Egal ob du die Person(en) schon gut kennst oder dich mit jemand Unbekanntem verabredet hast: Beziehe deine Reisepartner*in in deine Reisevorbereitung unbedingt mit ein, um Konflikten vorzubeugen, schöne Momente zu teilen und die Reise mit Begleitung so richtig genießen zu können.
Inhaltsverzeichnis
- Was du noch vor der Reise tun kannst, um Konflikten mit deiner Reisebegleitung vorzubeugen
- 1. Intro: Getrennte Wege auf dem Jakobsweg
- 2. Wozu die Reisevorbereitung mit Reisepartner*in?
- 3. Das Reisepartnerplanungspapier zum Ausdrucken
- 4. Schritt für Schritt: So geht Reisevorbereitung mit Reisepartner*in
- 5. Wenn es doch mal kracht
- Reisevorbereitung mit Reisepartner*in: wichtig und durchaus machbar
1. Intro: Getrennte Wege auf dem Jakobsweg
Nach dem Abi war ich mit meiner Freundin auf dem Jakobsweg unterwegs. Ich nannte sie meinen kosmischen Zwilling, weil wir uns so ähnlich waren und sie nur einen halben Tag älter war als ich.
Wir traten die Reise zusammen an und saßen auch auf dem Rückflug wieder nebeneinander. Doch mehr als die Hälfte der Strecke ging ich ohne sie. Denn ich kam früher in Santiago an, war mit anderen Leuten unterwegs und schlief in anderen Herbergen.
Wir hatten keinen Streit oder so. Wir hatten einfach nur ganz andere Bedürfnisse.
- Ich liebte das Gehen und konnte nicht genug davon bekommen. Sie dagegen wollte lieber öfter Pausen machen.
- Ich blieb gerne in kleinen, einfachen Herbergen und latschte durch die großen Städte einfach durch. Sie blieb lieber in den Städten und sah sich dort gerne mehr als einen Tag lang um.
- Ich wollte nach Santiago, Finisterra und Muxía noch ein Hippie-Dorf in den Bergen besuchen. Sie entspannte lieber in Santiago und ging dann noch weiter bis Finisterra.
Immer mal wieder sind wir uns auf dem Weg begegnet, haben uns gefreut und uns ausgetauscht. Und dann ging jede wieder ihrer Wege.
Ich erzähle dir diese Geschichte, um dir die verschiedenen Bedürfnisse von Menschen aufzuzeigen, die gemeinsam reisen.
2. Wozu die Reisevorbereitung mit Reisepartner*in?
Reisen ist immer eine Extremsituation, denn ihr befindet euch beide (oder alle) außerhalb eurer Komfortzone. Das macht Spaß, kann aber auch anstrengend sein. Darum ist das Konfliktpotential zumindest erhöht, im Vergleich zum bekannten Alltag.
Mit der vorherigen Absprache nimmst du einigen Konflikten schon mal den Wind aus den Segeln und ihr wisst, was der anderen Person wichtig ist. So brauchst du dich nicht auf nervige Details zu konzentrieren oder vor Ort hektisch planen.
Denn mit der richtigen Reisevorbereitung können deine Reisepartnerin und du schon im Voraus klären, was ihr erwartet, was ihr braucht und was ihr im Ernstfall unternehmen möchtet.
So gestaltet ihr die Reise so angenehm wie möglich und du kannst die Reise genießen, weil einiges schon vorab geklärt wurde.
3. Das Reisepartnerplanungspapier zum Ausdrucken
Es gibt viele Möglichkeiten, die Reise für alle so angenehm wie möglich zu gestalten. Dazu gibt es hier ein Planungspapier zum Ausdrucken.
Am besten druckst du es gleich zweimal aus und gibst eines deine*r Reisepartner*in. Wenn ihr mehr als zwei seid, bekommen alle eins.
Dann kann sich jede*r für sich eigene Gedanken machen und das Papier so weit wie möglich alleine ausfüllen.
Setzt euch schließlich zusammen und besprecht, was euch wichtig ist und was ihr euch notiert habt. (Vielleicht bei einer Tasse Tee und über den Reiseführer gebeugt?) Dann steht dem Reisegenuss eigentlich fast nichts mehr im Wege!
4. Schritt für Schritt: So geht Reisevorbereitung mit Reisepartner*in
Hier findest du einige Erklärungen und Ausführungen zu den einzelnen Punkten auf dem Planungspapier
1. Gehirnsturm!
Brainstorme alles, was du von der Reise erwartest. Dinge, die du unbedingt sehen oder unternehmen willst. Sachen, die du überhaupt nicht brauchen kannst. Deine Erwartungen, und auch deine Ängste in Bezug auf die gemeinsame Reise. Dafür gibt es hier ein paar hilfreiche Prompts:
a) Reisemodus & Aktivitätslevel
Wie möchtest du die Reise konkret gestalten? Abenteuer oder chillen? City oder Landschaft? Meer oder Berge? Zelten oder Hotel mit Pool? Spontan oder ausgeklügelter Plan?
b) Preislevel
Wie viel Geld hast du zur Verfügung und möchtest du ausgeben? Kommuniziere dein Budget klar und deutlich, damit es nicht zu Reibungspunkten kommt. Klärt später auch genau, wer was bezahlt, und wie ihr den Geldtransfer handhabt.
c) Triggerpunkte und Bedürfnisse
Mache dir einmal selbst klar, was dich richtig nervt und triggert. Einerseits an deinen Mitreisenden (z.B. Unpünktlichkeit, zu spätes Abendessen, …), andererseits in der Kultur eures Reiselandes (Betteln in den Straßen, Müll, …)
Was brauchst du in solchen Situationen? Bist du eher jemand, die sich gerne zurückzieht und darüber nachdenkt? Oder brauchst du eine sofortige Aussprache?
2. Raushalten!
Vor einigen Jahren hat mein Mann unseren Baltikum-Roadtrip komplett alleine organisiert. Ich hatte so viel um die Ohren und wollte mit der Organisation nichts zu tun haben.
Vielleicht möchte sich die eine Person ja einfach komplett aus der Reiseplanung raushalten. Kommuniziert das von Anfang an. Und dann haltet euch auch dran.
(Ich habe mich hinterher doch wieder eingemischt. Das hat uns alle in Stress versetzt. Lerne also von mir und mach es nicht!)
Vielleicht gibt es auch nur einzelne Bereiche, mit denen eine*r von euch absolut nichts anfangen kann. (Hostels raussuchen, über Routen entscheiden, sich ums Essen kümmern usw.) Stellt dies von vornherein klar.
3. Aufteilen!
Überlege dir als nächstes, was du spontan und vor Ort entscheiden möchtest. Was bleibt danach noch alles zu tun?
Diese To Dos könnt ihr dann aufteilen: Wer kümmert sich um Flüge und Visa? Wer übernimmt die Tagesplanung? Wer organisiert geführte Touren vor Ort? Mach zuerst eine Liste mit all den Dingen, die noch anstehen. Teilt dann gemeinsam auf, wer was macht. Natürlich in gegenseitiger Übereinstimmung.
4. Abstand halten!
Überlege dir gemeinsam mit deine*r Reisepartner*in, wann ihr euch Zeit für euch selbst nehmt.
Vielleicht ist deine Begleitung ein Morgenmuffel und du könntest die frühen Stunden für deine eigenen Entdeckungstouren nutzen. Vielleicht stehst du auf Museen und die andere Person macht inzwischen lieber etwas anderes.
Gönnt euch Tageszeiten, ganze Tage oder auch Aktivitäten und Orte, die ihr individuell nutzt und erkundet. Klärt dies vorher ab, damit es auf Reisen nicht zu Überraschungen kommt.
5. Wenn es doch mal kracht
Erfahrungsgemäß kommt es wirklich selten vor, dass Travel Buddys sich im Streit trennen. Falls es aber doch zu Unstimmigkeiten auf der Reise kommt, helfen zwei Dinge:
1. Achtsamkeit
Im Moment der Gefühlsexplosion, übt euch in Achtsamkeit. Benenne dein Gefühl und dein momentanes Bedürfnis. (”Ich fühle Enttäuschung und brauche Abstand.” oder “Ich bin an meinen körperlichen Grenzen angekommen und wünsche mir Unterstützung beim Gepäck.”)
2. Aussprechen
Ich bin wahrscheinlich die letzte Person, die in einer Position ist, dir zu raten, mit der Aussprache nicht allzu lange zu warten. Denn mir fällt sowas immer ungemein schwer.
Und doch ist es wichtig und wertvoll, wenn eine*r von euch das Bedürfnis hat, die Sache nochmal zu klären. Vielleicht hilft ja auch eine schöne Umgebung, im Café oder in Ruhe am Strand.
Reisevorbereitung mit Reisepartner*in: wichtig und durchaus machbar
Du siehst, es ist gar nicht so schwer, sich konkret mit deiner Reise mit Partner*in auseinanderzusetzen. Es gibt auf jeden Fall Schritte und Taktiken, mit denen du einem großen Krach vorbeugen kannst.
Ganz viele Tipps gibt es auch im Interview mit der Mediatorin Alina. Sie geht zusätzlich auch auf das Konfliktpotenzial ein, dass eine andere Kultur so mit sich bringt.
Wenn du dir das Video ansehen möchstest, schreib mir einfach eine Email an laura (ät) achtsamreisenfestival (Punkt) de.
Hilft dir das ReisePartnerPlanungsPapier? Was sind deine Erfahrungen mit unbekannten oder bekannten Reisepartner*innen? Lass es mich gerne in den Kommentaren wissen!
[…] ich bin inzwischen sehr gut darin, meine Bedürfnisse zu kommunizieren und mich und meine Kinder dann […]