Dieser Artikel ist mein Beitrag zur Blogparade von Julia Pracht. Es gibt schon einige Beiträge, die alle viele schöne Geschichten und Erlebnisse erzählen.
Ich bin eigentlich immer selbstorganisiert und individuell auf Reisen. Dabei kommen die schönsten Geschichten zustande. Ein paar davon will ich hier erzählen.
Und natürlich mache ich mir auch meine Gedanken zum selbstorganisierten und individuellen Reisen und hoffe, ich kann dich dazu inspirieren.
Inhaltsverzeichnis
- Was bedeutet selbstorganisiert und individuell reisen?
- Vorteile von Pauschalreisen
- 1. Individuell reisen: Skandinavien und Baltikum mit dem Rad
- 2. Planlos unterwegs in Paris
- 3. Individuell reisen in Indien: meine liebste Geschichte zum Thema
- 4. Die Überraschung in Litauen: Ein rosa Elefant
- 5. Individuell reisen – und einen kenianischen Kuchen anschneiden
- 6. Mit Kindern in Tokio: ein kulinarisches Abenteuer
- Der größte Vorteil, wenn du selbstorganisiert und individuell reist
Was bedeutet selbstorganisiert und individuell reisen?
Individuelles Reisen ist der Reisetrend . Das Wort “Pauschalreise” wird von der jungen Reisecommunity nur sehr abfällig ausgesprochen und “Pauschaltourist_In” ist fast schon ein Schimpfwort.
Dabei habe auch ich mich während des Achtsam Reisen Festivals belehren lassen dürfen:
Eine Pauschalreise ist eine Reise mit mindestens 2 Leistungen wie zb. Hotel plus Flug. Das heißt, eine Reise mit [einem Reiseblogger] als Reiseleiter und Hotels/Hostals ist von der Definition her auch eine Pauschalreise.
Auch die von uns als Spezialreiseveranstalter individuell ausgearbeiteten Touren nach Mexiko gelten als Pauschalreisen, sobald zwei Leistungen zusammen kommen.
Das schlechte Image einer Pauschalreise vom All inklusive Hotel und Flug ist leider ein verstaubtes Image, welches mir ein Bedürfnis war aufzuklären.
Marlen von Mio Tours
Eine Pauschalreise ist also nicht automatisch etwas Verwerfliches.
Vorteile von Pauschalreisen
Oder nennen wir sie “nicht selbstorganisierte und nicht individuelle Reisen”.
- Sie sind super für Leute, die sich nicht um zu viel Planung und Vorbereitung kümmern möchten oder können.
- Wer in der Gruppe reist, findet leicht Anschluss zu gleichgesinnten Reisenden.
- Oft findest du nur so richtige Geheimtipps von Menschen, die schon oft in der Gegend unterwegs waren.
- Auch eine Pauschalreise kannst du ganz individuell auf dich und deine Bedürfnisse abstimmen.
Trotzdem gibt es Geschichten und Momente, die sich mit einer organisierten Reise wahrscheinlich nicht so ergeben hätten. Und davon will ich nun ein paar erzählen.
1. Individuell reisen: Skandinavien und Baltikum mit dem Rad
2010 habe ich eine Fahrradtour von Bayern bis Schweden gemacht und bin dann noch per Anhalter über Finnland und das Baltikum zurückgereist. Geschlafen habe ich im Zelt, wenn ich niemanden über Couchsurfing gefunden hatte. Ich habe also immer an Bauernhöfen geklingelt, meine Geschichte erzählt und gefragt, ob es irgendwo eine Wiese gibt, wo ich schlafen kann.
Dabei hatte ich die schönsten Begegnungen:
- Mehrmals wurde ich spontan eingeladen, doch mit im Haus zu schlafen, konnte warm duschen und brauchte mein Zelt nicht aufschlagen.
- Einmal gab es selbstgemachten Johannisbeer-Kuchen mit Baiser und Sahne aus frisch gemolkener Ziegenmilch von einem älteren Ehepaar, das ihren Bauernhof auslaufen lief, aber noch Ziegen zum Spaß hielt.
- Im Wald hinter Flensburg verfuhr ich mich ein wenig und erkannte nur an der Tatsache, dass die Straßenschilder anders aussahen, dass ich schon in Dänemark war.
- In Kopenhagen war ich zum ersten Mal in meinem Leben containern, was mich später durch meine gesamte Studienzeit begleitet hat.
- Per Anhalter im Laster mitgenommen zu werden war richtig cool. Ich saß auf einem sehr hohen, mit Kunstleder gepolsterten Sitz und über mir war ein glitzerndes Muster aus LED-Lämpchen angebracht.
- In Litauen habe ich den Bolero von Ravel live gesehen. Das ist ein klassisches Musikstück, das mich schon seit meiner Kindheit fasziniert und die Begeisterung dafür verbindet mich mit meiner Mama. Dieses besondere Stück einmal live gesehen zu haben, verursacht mir immer noch Gänsehaut, wenn ich nur dran denke.
- In Prag wurde ich von einem frisch gebackenen Papa in die Kneipe mitgenommen, wohin er alle seine Kumpels eingeladen hatte und einen ausgab.
2. Planlos unterwegs in Paris
Als junges Paar waren mein Mann und ich mal einige Tage in Paris, wo wir eine Freundin besuchten. Die arbeitete den ganzen Tag und wir wollten ein bisschen was von der Stadt sehen. Also kauften wir uns ein Tagesticket für die öffentlichen Verkehrsmittel, setzten uns in den nächstbesten Bus und fuhren damit so lange herum, bis es uns irgendwo gut gefiel und wir ausstiegen.
So landeten wir in einem schönen Wohnviertel in der Nähe der Seine. Vor einer duftenden Bäckerei setzten wir uns an einen der Tische und betrachteten die Menschen, den Verkehr und das Leben. Das war so richtig klischeemäßig, und es war einfach schön und entspannt, die Atmosphäre der Stadt aufzusaugen.
Leider weiß ich nicht, wo wir waren. Ich erinnere mich an ein imposantes Bauwerk, aber davon gibt’s in Paris ja so einige.
Eines Abends hatte unsere Freundin dann noch einen Freund eingeladen und wir aßen zusammen zu Abend. Dann brach Hektik aus. Denn wir beschlossen kurzerhand und sehr spontan, uns das mitternächtliche Glitzerspektakel am Eiffelturm anzusehen, der dann eine Minute lang glitzert und leuchtet wie eine Diskokugel.
Ich sehe uns noch aus der Metro stürzen und 30 Sekunden vor Mitternacht lachend und keuchend um die Hausecke biegen, hinter der der Eiffelturm in vollem Blitzlichtgewitter erstrahlte.
Wir schrien und hüpften vor Freude und umarmten wildfremde Menschen, die da auch schon standen. Sie waren etwas früher gekommen, und von unserer Freude und Aufgedrehtheit ließen sie sich anstecken.
3. Individuell reisen in Indien: meine liebste Geschichte zum Thema
Vor einigen Jahren war ich mit Baby (und später auch mit meinem Mann) für zwei Wochen in Indien, für eine Veranstaltung in Bangalore. Untergekommen sind wir bei katholischen Pfarrern, die wir über den Taufpfarrer unseres Babys kennenlernten. Außer der Wochenend-Veranstaltung hatte ich bewusst nichts geplant, denn es war meine erste Reise nach Indien und dann auch noch mit Baby.
Eine Nonne, die ebenfalls zu der Zeit bei den Pfarrern wohnte, leitete uns an eine Familie mit zwei Schulkindern weiter. Sie wohnt in Mysore, und ohne zu wissen, was auf uns zukommt, stiegen wir in den Zug und wurden nach zwei Stunden von uns noch fremden Menschen aufs Herzlichste empfangen.
Vier Tage lang wohnten wir in der Kulturhauptstadt Indiens bei der Familie. Wir besuchten ihre Projekte, eine Kindertagesstätte, ein Altersheim und eine Farm. Sie zeigten uns auch den Fürstenpalast.
Am Schönsten aber war es für mich, in der Küche zu sitzen, beim Kochen zu helfen, und dann beim gemeinsamen Essen stundenlang über alles Mögliche zu quatschen.
Der Kontakt zu der Familie besteht bis heute.
4. Die Überraschung in Litauen: Ein rosa Elefant
Bald nach der Indienreise bin ich mit meiner Familie für ein halbes Jahr nach Kaunas in Litauen gezogen. (Genau dahin, wo ich Jahre zuvor den Bolero live gehört habe. Was ich dazu in meinem alten Reisetagebuch gefunden habe, kannst du hier nachlesen.)
Kaunas hat sehr viele große, eindrückliche Street Art Kunstwerke. Ich hatte mir aus der Bücherei sogar ein Guidebook ausgeliehen, in dem die einzelnen Kunstwerke in einer Karte verzeichnet und einzeln aufgeführt waren.
Umso schöner war es dann, ausgerechnet den berühmten rosa Elefanten “aus Versehen” zu finden. Bei einem Spaziergang, auf dem ich mich einfach treiben ließ, ging ich plötzlich an ihm vorbei und habe mich doppelt gefreut. Elefanten sind meine Lieblingstiere, und zu diesem besonderen Kunstwerk gibt es noch eine schöne Geschichte:
Der Schriftzug „Deima + Arwnas“ war zuerst an der Mauer und Kaunas rätselt bis heute, welche Liebesgeschichte sich wohl hinter diesen beiden Namen verbirgt. Der Street Art Künstler hat die eventuelle Romantik hinter diesem Graffiti mit seinem rosa Elefanten nochmal betont.
5. Individuell reisen – und einen kenianischen Kuchen anschneiden
Dieses Jahr hatte ich Besuch aus Deutschland und wir haben ein Auto für unseren Roadtrip gemietet. Einen Tag, bevor wir losgefahren sind, waren wir noch im Nationalpark bei uns um die Ecke.
Mein Besuch hat mehr Erfahrung mit Nationalparks wie ich, und so war sein Tipp, gleich morgens um sechs am Eingang des Parks zu sein, wirklich Gold wert. Das ist die Zeit, in der man noch viele Tiere sieht, die sich dann mit zunehmender Hitze verstecken.
Unser kleiner, klappriger Wagen, den wir liebevoll Henry nannten, holperte über die Wege im Park. Immer im Visier: Die Staubwolken, die die professionellen Safari-Autos hinterließen. Denn wo die hinfuhren, da gab es was zu sehen. Nashörner zum Beispiel, und Zebras, Antilopen und Flamingos.
Nach einigen Stunden waren wir in allen Ecken gewesen, die Henry erreichen konnte. Als wir durch das Tor hinausfuhren, lotste uns ein Mitarbeiter noch zu den Verwaltungsgebäuden des Parks.
Es war gerade Customer Service Week, und wir bekamen alle eine Rose, die Kinder (die ein bisschen geschafft waren von der abenteuerlichen Fahrt) durften einen Kuchen anschneiden (und dann auch essen), und einen Baum haben wir auch noch gepflanzt.
6. Mit Kindern in Tokio: ein kulinarisches Abenteuer
Mit meinen Geschwistern habe ich Weihnachten und Neujahr in Tokio verbracht. Da hatte uns das individuelle Reisen vor allem ein paar kulinarische Überraschungen zu bieten.
Wer individuell reist, verpflegt sich oft ja auch selbst, und ich liebe es sowieso, mich auf Märkten und in Läden inspirieren zu lassen. Nun ist vor allem das Essen in Japan ja wirklich sehr anders als in Deutschland.
Wir hatten also zum Beispiel eine beinahe erschlagende Auswahl an Pilzen.
Richtig satt geworden bin ich (damals gerade stillende Mama) allerdings erst in einem indischen Restaurant, das wir auch eher zufällig auf dem Weg zum Waschsalon fanden. Leckeres, füllendes Naan-Brot war mir dann eine willkommene Abwechslung zu den ständigen kleinen Portionen mit Fisch und Reis.
Da meine Schwester damals dort studierte, waren wir natürlich auch im Student_Innenwohnheim bei der Weihnachtsfeier, die uns bei einer organisierten Reise sicher entgangen wäre. Da wurde Lindy Hop getanzt, Haare abrasiert und Tischtennis gespielt.
Wer kann das schon von seiner Tokio-Reise behaupten?
Der größte Vorteil, wenn du selbstorganisiert und individuell reist
Du kannst dir so viel Zeit nehmen, wie du möchtest.
Jeder Reisemensch ist in seinem eigenen Tempo unterwegs. Und wenn du selbstorganisert und individuell reist, kannst du selbst bestimmen, wie lange du wo bleibst und wann du was machst.
Du kannst also so viele Sehenswürdigkeiten abklappern, wie du gerne möchtest und musst auf niemanden Rücksicht nehmen. Du kannst aber auch einfach lange an einem Ort bleiben, wenn dir das zusagt.
Je weniger du vorausplanst, desto offener, flexibler und spontaner bist du für bereichernde Begegnungen und magische Reisemomente.
(Dass du dabei die Vorbereitung jedoch nicht vergessen darfst, um deine Reiseerfahrungen noch zu vertiefen, dürftest du wissen, wenn du meine Arbeit schon eine Weile verfolgst.)
Ich reise eigentlich fast ausschließlich selbstorganisiert und individuell. Und meistens gehe ich Freund_Innen, Familie oder Events besuchen und die Destinationen ergeben sich erst dadurch.
So war das auch mit meinem Roadtrip durch West-Kenia. Ab morgen (13.11.) kannst du dir meinen Reisebericht dazu beim Reise Rückkehr Retreat ansehen.
Wie reist du? Und was waren deine besonderen Momente, die du in einer organisierten Gruppenreise wahrscheinlich nicht erlebt hättest? Teile sie gerne in den Kommentaren.
[…] nutze ich die Zeit, um meinen Artikel über meine individuellen Reisemomente fertig zu […]