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Mit Plan oder spontan – Wie plant man eine Reise richtig?

Dieser Artikel über entspannte Reiseplanung erschien zuerst als Gastartikel auf dem Blog Travelous Mind von Denise Yahrling. Denise ist inzwischen Mentorin für Autor_Innen und hilft Menschen dabei, ihre Geschichte in die Welt zu bringen.

Inhaltsverzeichnis

Die 📑Planners, 👖Pantsers und 🧘‍♀️Plantsers der Reiseplanung

Beim Buchschreiben, wie bei der Reiseplanung, gibt es die “Planners” und die “Pantsers”.

📑Planners sind die, die alles akribisch vorausplanen, schon einen klaren Ablauf im Kopf und auf Papier haben und genau wissen, was wann passiert.

👖Pantsers fly by the seats of their pants. Das bedeutet, sie fliegen nach Gefühl oder Gespür und lassen alles auf sich zukommen.

🧘‍♀️Die goldene Mitte dazwischen belegen die “Plantsers”, also diejenigen, die im Voraus für ein wenig Struktur sorgen, aber genügend Luft für Spontanität lassen.

📑Vor- und Nachteile akribischer Reiseplanung (die Planners):

  • Eine durchstrukturierte Reise kann sehr entspannend sein, weil du vor Ort nichts mehr entscheiden oder organisieren musst. Alles ist schon im Voraus geplant und du brauchst dich um nichts mehr kümmern. – Oder aber du verfällst in Stress, weil das Programm viel zu engmaschig gestrickt ist und du viel zu viel vorausgeplant hast. Dann verfällst du schnell in Hektik.
  • Manche brauchen ein gewisses Gefühl von Sicherheit und bringen nur mit ausgiebiger Reiseplanung den Mut auf, die Reise überhaupt anzutreten.
  • Wer sich vorher intensiv mit dem Reiseziel auseinandersetzt, hat bei der Ankunft schon eine gute Kenntnis der Gegebenheiten vor Ort. – Das kann natürlich auch einschränken, weil du relativ voreingenommen am Reiseziel ankommst und dann nur das siehst, was du auch erwartet hast. Beim Standardprogramm ist einfach kein Platz für Überraschungen mehr.

👖Vor- und Nachteile von absoluter Spontanität beim Reisen (die Pantsers):

  • Du bist vollkommen frei und kannst vor Ort flexibel entscheiden und gestalten, wann du wohin möchtest. – Falls du jedoch allzu planlos unterwegs bist, könntest du auch mal in stressige Situationen geraten, weil zum Beispiel Dokumente fehlen oder du nicht rechtzeitig irgendwo ankommst.
  • Du entdeckst Ecken und machst Erlebnisse, die online nicht zu finden und nicht vorauszuplanen sind. So bekommst du einen wirklich authentischen Einblick in die Kultur deines Reiselandes. – Oder aber du verpasst etwas, weil du dich nicht gut genug vorbereitet hast und bereust am Ende hinterher, etwas nicht gesehen oder erlebt zu haben.
  • Du hast Platz und Zeit dafür, mit Menschen vor Ort in Kontakt zu kommen und kannst dich besser auf ihre Kultur einlassen. – Natürlich ist aber auch deine Chance, in Fettnäpfchen zu treten, umso größer, je weniger du dich vorbereitest.

Es geht also darum, die richtige Balance zu finden. Ich tendiere generell eher zu mehr Reisespontanität und gerade genug Reiseplanung.

Ich setze gerne die groben Daten und Punkte und lasse mich dann einfach treiben und alles auf mich zukommen.

Reisegeschichten voller Spontanität

Damit habe ich bisher sehr gute Erfahrungen gemacht, wie du an den folgenden Reisegeschichten ablesen kannst:

Meine beiden liebsten Reise-Erinnerungen an Paris:

  1. Wir hatten ein Tagesticket für die öffentlichen Verkehrsmittel und fuhren damit durch die Stadt, bis es uns irgendwo gut gefiel und wir ausstiegen. So landeten wir in einem schönen Wohnviertel in der Nähe der Seine, mit duftenden Bäckereien und irgendeinem imposanten Bauwerk.
  2. Und: Wie ich mit zwei mir sehr lieben und mit zwei weiteren mir relativ unbekannten Menschen durch die Nacht rannte, um den Anblick des mitternächtlich funkelnden Eiffelturms nicht zu verpassen. Was haben wir uns gefreut, uns in dem Sternenregen sogar umarmt, als wir es gerade noch rechtzeitig schafften.

Ein unvergesslicher Moment in Kenia:

Mit meinem Freund hatte ich das Workcamp für einen Wochenend-Ausflug verlassen. Am Sonntag Abend kommen wir zurück und treffen lauter entspannte Freiwillige an, die sich übers Wochenende ebenfalls erholt haben, bevor am Montag die Freiwilligenarbeit weitergeht. Ich habe den Abstand zum Camp Life genossen – und jetzt hab ich Hunger. Und mein Freund macht mir auf die Schnelle das leckerste Omelette, das ich je gegessen habe und an das ich mich bis heute erinnere, vollgepackt mit allen Resten an Gemüse.

Meine schönste Indien-Erfahrung:

Das sind definitiv die drei Tage in der Kulturstadt Mysore, die wir zu Hause bei einer Familie verbringen durften, die wir durch eine Bekannte unserer Gastgeber kennenlernten.

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Der Blick vom Dach bei unserer Reisefamilie – ganz ohne Reiseplanung!

All diese Reisemomente sind mir unvergesslich. Und sie wären niemals planbar gewesen. Sie sind tatsächlich nur zustande gekommen, weil ich in diesen Augenblicken gerade keinen Plan hatte.

Zu wenig Reiseplanung ist aber auch nicht so gut!

Fairerweise muss ich gleich zwei unangenehme Erfahrungen hinterherschicken.

  1. Ich war sechzehn und meine erste Reise, mein erster Flug überhaupt ging nach Südafrika. Beziehungsweise, eigentlich ging er nicht, denn das Flugpersonal streikte. So verbrachte ich einen ungeplanten Tag im Sheraton Hotel in Frankfurt am Main. Ich war super gestresst und konnte den gesponsorten Hotelaufenthalt und die gesponsorte Stadtrundfahrt durch Frankfurt überhaupt nicht genießen. Dass etwas nicht nach Plan verlief, hat mich einfach total aus dem Konzept gebracht.
  2. Viele Jahre später habe ich mich bei der Vorbereitung der oben genannten Indienreise nicht rechtzeitig um die Visa gekümmert. Das führte dazu, dass ich den Flug meines Mannes verschieben musste und mit unserem acht Monate alten Kind erst mal alleine war in dem mir unbekannten Land. Das hat viel Geld, Nerven und Zeit in Telefon-Warteschleifen der Visa-Agentur gekostet.

Heute habe ich zwar ein paar lustige Geschichten zu erzählen, aber mittendrin in diesen Situationen fühlte ich mich überhaupt nicht wohl und hatte ziemlichen Stress.

Wie viel Reiseplanung braucht man also? Wo ist die Grenze zur Überplanung? Wie finde ich Ausgleich und Balance? Ein ausreichendes Sicherheitsgefühl, aber auch genügend Offenheit für alles Neue, Unerwartete?

Glücklicherweise darf jede_r diese Fragen ganz für sich selbst beantworten und entsprechende Entscheidungen treffen.

5 Tipps für mehr Spontanität beim Reisen

Ich plädiere immer für ein großzügiges Maß an Planlosigkeit. Ich hoffe, meine oben erzählten Reiseerfahrungen sind als Argumente dafür schlagkräftig genug.

Es gibt ein paar konkrete Tipps, die mir – und hoffentlich auch dir – helfen, planloser zu reisen. Mich nicht so festzunageln auf ganz bestimmte Instagram-Fotos, die ich unbedingt schießen will oder ganz bestimmte Cafés, in denen ich etwas ganz Bestimmtes essen will. Und die stattdessen viel Raum für eindrückliche Begegnungen und magische Reisemomente geben.

1. Kümmere dich rechtzeitig ums Organisatorische. (Reiseplanung!)

Wenn der Flug gebucht und das Visum im Pass (und idealerweise noch ein bisschen Geld auf dem Konto) ist, kannst du es dabei belassen. Es ist dieses beruhigende Gefühl, dass der Reise jetzt eigentlich nichts mehr im Wege steht.

Ich habe aus dem Indien-Desaster gelernt. Den Stress tue ich mir nicht nochmal an. Soviel Plan muss sein.

Wenn du zu den ganz Abenteuerlustigen gehörst, dann sind vielleicht Last-Minute- Flüge etwas für dich. Aber Planlosigkeit beim Reisen bedeutet für mich vor allem Vertrauen und ein entspanntes Gefühl. Und das würde sich bei mir beim Pokern um den günstigsten Flug bis zur letzten Sekunde nicht einstellen.

2. Beschränke deine Recherche.

Mich machen Reiseberichte auf Blogs schnell süchtig. All die wunderbaren Fotos und tollen Geschichten. Ich will das auch alles haben und machen!

Deshalb ist die Versuchung groß, eine lange Liste mit Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten zusammenzustellen. Und vielleicht schon eine entsprechende Reiseroute zu entwerfen. Und dann auch gleich ein paar Daten zu vermerken, wann ich was unternehmen möchte. Und so einfach steht der Reiseplan. Und Enttäuschungen sind gleich mit eingeplant.

Denn die Reise von jemand anderem kann ich nicht wiederholen.

Viel schöner und eindrücklicher wird es, wenn ich meine eigene Reise mache und meine eigenen Wege gehe. Die tun sich aber oft erst vor Ort auf.

Also verschaffe ich mir maximal einen Überblick darüber, was möglich wäre. Und dann schließe ich schweren Herzens Instagram und die dreißig anderen Tabs und freue mich auf meine eigene Reise.

Eine meiner Lieblingsbeschäftigungen auf Reisen ist das Verlaufen. Ich bin ziemlich gut darin. (Ich habe das sogar auf dem Jakobsweg geschafft, wo alle jeden Tag immer auf dem einen Weg in die eine Richtung gehen.) Gleich an einem der ersten Tage lasse ich den Reiseführer in der Unterkunft, gehe einfach los und erlebe wunderbare Dinge.

3. Erforsche deine Erwartungen.

Mal ganz konkret:

Was erwartest du von deiner Reise? Was glaubst du, wie es in deinem Reiseland so ist?

Nimm dir für diese Frage Zeit – und idealerweise auch Stift, Papier und, wenn du magst, mein kostenfreies Reisetagebuch. Schreibe alles auf, was dir spontan in den Sinn kommt.

Was befürchtest du? Wovor hast du vielleicht sogar Angst?

Sei ehrlich zu dir selbst und notiere deine Zweifel.

Was glaubst du über dein Reiseland zu wissen?

Es gibt kein Richtig oder Falsch. Nur wenn du deine Erwartungen, Vorurteile und Ängste aufschreibst, werden sie plötzlich greifbar. Dann musst du diese unbestimmten Gefühle nämlich irgendwie in Worte fassen.

Und dabei kannst du es dann auch belassen. Lass den Zettel – und damit auch alle Erwartungen und Befürchtungen, einfach zu Hause und trete deine Reise offen und frei an.

Oder du gehst noch einen Schritt weiter und hinterfragst die notierten Punkte:

Woher kommen deine Erwartungen? Lassen sich deine Vorurteile wirklich bestätigen? Und sind deine Ängste berechtigt?

4. Besuche Freunde.

Oder Freunde von Freunden von Freunden. Oder potentielle Freunde.

Je näher du an den Menschen bist, desto weniger Plan brauchst du.

Lies das gleich nochmal:

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Da bieten sich Homestays, Couchsurfing und dergleichen an. Oder eine Bekanntschaft aus einer Facebook-Gruppe.

Für mich ergeben sich die meisten Reiseziele inzwischen dadurch, dass ich irgendwo eine Freundin habe, die ich besuchen möchte, oder ein Freund gerade in einem bestimmten Land studiert oder arbeitet.

Wenn ich selbst Besuch bekomme, denke ich mir auch ein nettes Programm aus, und so ergeht es mir als Gast ebenfalls.

Lass dich in die Kneipe um die Ecke mitnehmen. Geh in die lokale Bibliothek. Besuche einen Gottesdienst oder eine Feier mit deinen Gastgeber_Innen.

Solche Dinge ergeben sich vor Ort und im Kontakt mit Menschen. Schade wäre es, wenn du vor lauter Plan keine Zeit für solche Eindrücke hättest.

5. Nimm dir Zeit.

Bleibe lieber länger an einem Ort. Rausche nicht in Windeseile durch ein ganzes Land oder gar einen Kontinent.

Was würde passieren, wenn du krank wirst, deinen Zeitplan nicht einhalten und deine Liste nicht abhaken kannst? Große Enttäuschung!

Baue stattdessen viel Puffer in deinen Plan ein, wenn du überhaupt einen machst. Nach Ankunft und vor Abflug jeweils mindestens zwei oder drei Tage. Und jeder dritte Tag sollte einer sein, an dem du dir nichts vornimmst. Zumindest noch nicht von Deutschland aus.

An diesen „freien“ Tagen kannst du dich auch einfach mal ausruhen, deine Blasen verpflastern, Wäsche waschen, Tagebuch schreiben. So tankst du Kraft, um die restlichen Tage mit Programm voll auskosten und aktiv genießen. Dadurch kommst du auch nicht völlig erschöpft und erkältet wieder in Deutschland an. Und du hast außerdem Zeit für Erlebnisse, die sich spontan vor Ort ergeben, und genügend Spielraum für Änderungen im Reiseplan.

Planloses Reisen lehrt Vertrauen. Du musst dich einfach darauf verlassen, dass schon alles gut werden wird. Dass du eine Unterkunft finden wirst, auch wenn du sie nicht vorher organisierst. Dass du schon zu deinen Insta-Momenten kommen wirst, auch wenn diese ganz anders ausfallen werden, als erwartet.

Und dass du schon klarkommen wirst, auch wenn du Taucherbrille, Trekkingflasche, Lockenstab und Ersatzradiergummi nicht ins Gepäck packst.

Lass deine Angst, etwas zu verpassen, einfach zu Hause und genieße die Reise ohne Plan.

Glaub mir, sie birgt unerwartete Schätze für dich. Sie wird magisch!

Bist du eher Planner, Pantser oder irgendwas dazwischen? Was sind deine Tipps für genau das richtige Maß an Reiseplanung? Schreib mir gerne unten in die Kommentare!

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